O bittre Zeit - Lagerlieder 1933-1945
3 CDs Box
Dokumentations und Informationszentrum (DIZ) Emslandlager

Eva Lippold, Gesang
Perry Friedman, Banjo

Alles fügt sich und erfüllt sich
Text: Christian Morgenstern
Musik: Eva Lippold

Alles fügt sich und erfüllt sich
musst es nur erwarten können
und dem Werden deines Glückes
Jahr und Felder reichlich gönnen.

Bis du eines Tages jenen
reifen Duft der Körner spürest
und dich aufmachst und die Ernte
in die tiefen Speicher führest

Singt ein Vogel am See
Text und Musik: Eva Lippold

Singt ein Vogel am See
voll Wonne und Schmerz
Tirili, tirili - ich hab nur ein Herz
Tirili, tirili - ich hab nur ein Herz.

Singt voll Lust und voll Weh
durchs grüne Revier
Tirili, tirili - ich schenke es dir
Tirili, tirili - ich schenke es dir.

Singt im Winter und Schnee
im Frühling und Licht
Tirili, tirili - zerbrich es nicht
Tirili, tirili - zerbrich es nicht.

   
Wigenlied
Nun schlafe mein Kindchen und träume süß
Text: Eva Lippold, Zuchthaus Jauer, 1936/37
Musik: nach einem alten Wiegenlied

Nun schlafe, mein Kindchen und träume süß´
Schlaf, Liebchen, und suche das Paradies
Dort darfst du stets spielen und glücklich sein
o Kind, und kein Herz ist dort jemals allein
Schlaf, Kind, schlaf, das Wachen ist mein
schlafe, schlaf, Kind, Träume sind dein
Das Wachen ist mein
Kind, Träume sind dein

Noch weisst du vom Leben nicht allzuviel
noch dünkt's dich ein heiteres, schönes Spiel
Und bist du am Abend auch müd und matt
o Kind, noch warst niemals des Spieles du satt
Schlaf, Kind, schlaf, die Zukunft ist weit
schlafe, schlaf, erträume die Zeit
Die Zukunft ist weit
erträume die Zeit!

Nun schläfst du, mein Schätzchen, so tief und schön,
nie solltest du Tränen und Elend seh'n.
Bald hast du so lichte Träume nicht mehr,
o Kind, und das Leben wird dunkel und schwer,
Schlaf, Kind, schlaf, ich kämpfe für dich,
schlafe, schlaf, und träume für mich.
Ich kämpfe für dich,
du träume für michl

O Bittre Zeit
Text & Musik: Eva Lippold , Zuchthaus Jauer , 1936/37

Die Bäume steh`n in Blüte
Draußen ist Tag.
Doch schwer ist mein Gemüte
bang tönt der Glocke Schlag
bang tönt der Glocke Schlag.    

Wie bin ich so alleine
0 bittre Zeit,
die töricht ich verweine
Doch groß ist unser Leid
groß ist der Menschen Leid.

Dicht hinterm Zellenfenster
grünt schon der Wald
Wir aber sind Gespenste
und werden jung schon alt
gefangen jung schon alt.

Nur Gitter ohne Ende
sind um uns her.
Ach! Unsre schwachen Hände
zerbrechen sie nicht mehr
zerbrechen sie nicht mehr.

Und doch! Sie müssen weichen
wie Deutschlands Nacht
Sind wir doch, die hier bleichen
der Heimat stärkste Wacht
der Heimat stärkste Wacht.